Wachsendes Elend

1831 wütet in der preußischen Hauptstadt eine Choleraepidemie, die viele Menschenleben kostet. Grund sind erbärmliche hygienische Verhältnisse, denn die technische Infrastruktur kann nicht Schritt halten. Besonders schlimm sind die Zustände in den Elendsvierteln in Osten und Norden der Stadt. Hier bewohnt sich eine ganze Familie einen einzigen Raum. Rund 50 Menschen teilen sich eine Toilette. Menschen müssen Latrinen und Abtritte in Hinterhöfen nutzen. Im offenen Rinnstein schwimmen Fäkalien.

Lösungsversuche

1860 macht sich eine wissenschaftliche Kommission auf Forschungsreise in andere europäische Hauptstädte, um Lösungen für das Abwasserproblem zu finden. Die Idee einer modernen Kanalisation für Berlin ist geboren. Der Hobrechtplan von 1862 soll das Wachstum der Stadt ordnen und umfasst auch Planungen für technische und hygienische Maßnahmen sowie für die Verkehrsinfrastruktur.

Eine Debatte entbrennt

Bisher sind Fuhrunternehmen für die Abfuhr von Fäkalien zuständig, die in Sickergruben oder Wechseltonnen gesammelt und in der Landwirtschaft als Düngemittel verwendet werden. Unter dem Slogan „Oben bleiben!“ kämpfen sie für ihr Geschäftsmodell. Dabei schrecken sie auch vor Fake News und Ammenmärchen nicht zurück. Am Ende aber siegt die Vernunft vor dem Aberglauben.

Ein visionäres System entsteht

Ein visionäres System entsteht
Mit einem bahnbrechenden, damals hochmodernen Kanalisationssystem will der Baustadtrat James Hobrecht das Abwasser von der Straße verbannen und über unterirdische Druckleitungen vor die Tore der Stadt pumpen. Sein visionäres Modell setzt Felder zur Reinigung der Abwässer ein und ermöglicht zugleich eine landwirtschaftliche Nutzung der dadurch fruchtbarer werdenden Böden.

Ein Beschluss mit enormer Wirkung

Am 6. März 1873 beschließt die Stadtverordnetenversammlung den Bau Abwasserentsorgungssystems nach Hobrechts Plänen: 1874 erwirbt die Stadt die ersten Rieselgüter Osdorf und Friederickenhof. Gutsgebäude und Ställe werden errichtet, Flächen erweitert und Rieselfelder an Bauern verpachtet.

Geschichte einer Dienstmagd

Am 6. März 1873 beschließt die Stadtverordnetenversammlung den Bau Abwasserentsorgungssystems nach Hobrechts Plänen: 1874 erwirbt die Stadt die ersten Rieselgüter Osdorf und Friederickenhof. Gutsgebäude und Ställe werden errichtet, Flächen erweitert und Rieselfelder an Bauern verpachtet.

Schlechte hygienische Verhältnisse

Aber auch in den feineren Gegenden in der Stadtmitte oder im aufstrebenden Westen waren die hygienischen Bedingungen schlecht. Die technische Infrastruktur konnte mit dem extremen Zuzug zu Beginn der Industrialisierung nicht Schritt halten. Menschen nutzten Latrinen und Abtritte in Hinterhöfen; Es war üblich, Fäkalien im Rinnstein zu entsorgen. Gesetzlich zugelassen war dies zwar nur für Flüssigkeiten; in der Praxis jedoch gelangte jeglicher Unrat in den öffentlichen Raum. Schließlich wurden die Zustände schier unerträglich.