Foto: Foto Propagandamarsch 1933 Brandenburger Tor, SA marschiert durch das Brandenburger Tor, © Deutsches Historisches Museum, Berlin, Inv.-Nr.: BA 97/2990

1933 - 1945: Die Stadtgüter im Nationalsozialismus

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Die Weimarer Republik und auch die bisherige Erfolgsgeschichte der Berliner Stadtgüter erreichten ihr Ende. Schon bald nach der Machtübernahme durch die Nazis wurden die Stadtgüter Teil des menschenverachtenden NS-Systems und der Maschinerie des Krieges.

Die Stadtgüter als kriegswichtiges Unternehmen

Im Oktober 1936 beschloss der Reichsparteitag der NSDAP den sogenannten Vierjahresplan. Dieser Plan diente der Kriegsvorbereitung. Das NS-Regime übernahm die Kontrolle über kriegswichtige Unternehmen und Versorger. Die Stadtgüter waren einer der größten Flächeneigentümer des Deutschen Reichs und wurden an die Bedürfnisse des NS-Regimes angepasst.
Foto: Arbeiter auf den Rieselfeldern, Berliner Wasserbetriebe

Zwangsarbeit

Im Zweiten Weltkrieg waren die Berliner Stadtgüter unentbehrlich für die Versorgung der Bevölkerung. Zugleich wurden die Arbeitskräfte knapp, denn immer mehr Männer wurden für den Kriegsdienst eingezogen. Die schwere körperliche Arbeit auf den Stadtgütern verrichteten zunehmend Zwangsarbeiter. Belegt sind Zwangsarbeit und Lager auf Stadtgutflächen in Osdorf, Blankenfelde, Waßmannsdorf, Hobrechtsfelde und Diedersdorf. Es ist aber davon auszugehen, dass auf allen Stadtgüterflächen Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. 1943 waren in Deutschland 49 Prozent aller in der Land- und Forstwirtschaft tätigen Beschäftigten Zwangsarbeiter.

Gedenken an die Opfer

Es ist unbekannt, wie viele Verschleppte und Gefangene in den Kriegsjahren auf den Stadtgüterflächen Zwangsarbeit leisten mussten. Bürger und Gemeinden halten die Erinnerung wach. Der Pankower „Runde Tisch Lager Blankenfelde“ setzt sich dafür ein, das Schicksal der auf dem Stadtgut Blankenfelde Internierten sichtbar zu machen. Die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow hat einen Gedenkort für das dortige „Ausländerkrankenhaus“ mit einem Rundweg eingerichtet, um an die Opfer von Entrechtung, Rassenwahn und Gewalt zu erinnern. Im Jahr 2000 trat die BERLINER STADTGÜTER GmbH der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft bei.

Sowjetische Artillerie vor Berlin, Bundesarchiv, Bild 183-E0406-0022-012 / CC-BY-SA 3.0

Spuren des Krieges

Auf den Rieselfeldern hinterließ der Krieg deutliche Spuren. Sie wurden zum Grab ungezählter Soldaten. „Letzte Aufgebote“ wie der „Volkssturm“ forderten in den letzten Kriegstagen noch einmal Tausende Menschenleben, darunter sehr viele Jugendliche. Viele deutsche und russische Soldaten wurden an dem Ort begraben, an dem sie gefunden wurden – oft auch auf Rieselfeldern. Dort wurde auch die Asche der Hitler-Attentäter um Stauffenberg verstreut. Gedenkstätten in Stahnsdorf, Schenkenhorst und Güterfelde erinnern an die Menschen, die auf und neben den Rieselfeldern ihr Leben verloren haben.

Geschichte(n) zur Geschichte

Hilde

Hilde ist Witwe, der neue Mann an ihrer Seite: Überzeugter Nazi. Als die Asche der Hitler-Attentäter um Stauffenberg nachts auf dem Rieselfeld verstreut wird, werden ihre Kinder zu Zeugen.

Die Geschichte (Text: Friedhelm Maria Leistner) spricht Antonia, Vertragsmanagement, seit 2010 bei den Berliner Stadtgütern.