Eine Vision wird Realität
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Wachsendes Elend
Wer nicht bis vor der Einrichtung der Kanalisation zurückdenken kann, der kann sich gar keine Vorstellung von Berlin von anno dazumal im Winter machen (… ] Wenn […]Schnee fiel, der sich in der Nähe der Schlächtereien blutig färbte […] erwuchsen […] stattliche Berge von Eis, Schmutz, Schnee. Asche, Küchenabfällen usw. und oft – sehr oft sah ich auf solchen Bergen auch Menschenkot!!
Hugo Wauer, Journalist
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Das außergewöhnliche Wachstum zog stetige Veränderungen der Stadt- und Verkehrsplanung nach sich und beeinflusste auch den Bau der Kanalisation. Dabei bewährte sich die Flexibilität der Radialsysteme, da diese unabhängig voneinander in Betrieb genommen werden konnten. James Hobrecht sah die Berliner Kanalisation „gegenüber vielen halbherzigen Versuchen in andern Städten“ deshalb als überzeugendes Vorbild. Tatsächlich gehörte Berlin im ausgehenden 19. Jahrhundert zu den saubersten Städten der Welt. Überall wurde die Metropole deswegen bewundert. „Man wandert durch saubere Straßen, deren Toilette regelmäßig und mit Sorgfalt besorgt wird“, schrieb etwa der französische Reiseschriftsteller Jules Huret. 15 Jahre nach Baubeginn waren bereits über eine Million Haushalte am Netz. 1909 waren alle Radialsysteme in Betrieb.
Schlechte hygienische Verhältnisse
Aber auch in den feineren Gegenden in der Stadtmitte oder im aufstrebenden Westen waren die hygienischen Bedingungen schlecht. Die technische Infrastruktur konnte mit dem extremen Zuzug zu Beginn der Industrialisierung nicht Schritt halten. Menschen nutzten Latrinen und Abtritte in Hinterhöfen; Es war üblich, Fäkalien im Rinnstein zu entsorgen. Gesetzlich zugelassen war dies zwar nur für Flüssigkeiten; in der Praxis jedoch gelangte jeglicher Unrat in den öffentlichen Raum. Schließlich wurden die Zustände schier unerträglich.
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Wachsendes Elend
Vor allem Menschen aus ländlichen Regionen strömten auf der Suche nach Arbeit in die Stadt und hofften auf ein besseres Leben. „Der echte Berliner kommt ohnehin aus Schlesien“, wusste der Volksmund. Als 1861 der Wedding, Moabit und Gesundbrunnen eingemeindet wurden, hatte sich die Einwohnerzahl seit Jahrhundertbeginn bereits auf über 500 .000 verdreifacht. Aber mit der Bevölkerung wuchs auch die Armut in der Stadt.
Wer nicht bis vor der Einrichtung der Kanalisation zurückdenken kann, der kann sich gar keine Vorstellung von Berlin von anno dazumal im Winter machen (… ] Wenn […]Schnee fiel, der sich in der Nähe der Schlächtereien blutig färbte […] erwuchsen […] stattliche Berge von Eis, Schmutz, Schnee. Asche, Küchenabfällen usw. und oft – sehr oft sah ich auf solchen Bergen auch Menschenkot!!
Hugo Wauer, Journalist
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Das außergewöhnliche Wachstum zog stetige Veränderungen der Stadt- und Verkehrsplanung nach sich und beeinflusste auch den Bau der Kanalisation. Dabei bewährte sich die Flexibilität der Radialsysteme, da diese unabhängig voneinander in Betrieb genommen werden konnten. James Hobrecht sah die Berliner Kanalisation „gegenüber vielen halbherzigen Versuchen in andern Städten“ deshalb als überzeugendes Vorbild. Tatsächlich gehörte Berlin im ausgehenden 19. Jahrhundert zu den saubersten Städten der Welt. Überall wurde die Metropole deswegen bewundert. „Man wandert durch saubere Straßen, deren Toilette regelmäßig und mit Sorgfalt besorgt wird“, schrieb etwa der französische Reiseschriftsteller Jules Huret. 15 Jahre nach Baubeginn waren bereits über eine Million Haushalte am Netz. 1909 waren alle Radialsysteme in Betrieb.
Schlechte hygienische Verhältnisse
Aber auch in den feineren Gegenden in der Stadtmitte oder im aufstrebenden Westen waren die hygienischen Bedingungen schlecht. Die technische Infrastruktur konnte mit dem extremen Zuzug zu Beginn der Industrialisierung nicht Schritt halten. Menschen nutzten Latrinen und Abtritte in Hinterhöfen; Es war üblich, Fäkalien im Rinnstein zu entsorgen. Gesetzlich zugelassen war dies zwar nur für Flüssigkeiten; in der Praxis jedoch gelangte jeglicher Unrat in den öffentlichen Raum. Schließlich wurden die Zustände schier unerträglich.